Der Rorschacher Ofenbauer
1985 – heute
Markus Baumann
Ab Mitte 1985 führt nun Markus Baumann, der auch Hafner und Plattenleger im elterlichen Betrieb lernte und die Meisterprüfung ablegte, das Unternehmen in der vierten Generation. Damit hält die Familie Baumann in Rorschach seit mehr als 130 Jahren dem Ofenbau ununterbrochen die Treue.
Vom Familienbetrieb zum zeitgemässen Arbeitgeber
Bis 1936 waren im Baumann’schen Ofenbaubetrieb nur Familienangehörige und einige Aushilfen tätig. Ab 1936, mit der Übernahme des Geschäfts durch Emil Baumann senior erfolgte die Anstellung von zwei bis drei Mitarbeitern (wobei die Zahl saisonal schwankte). Nachdem Emil Baumann-Truniger 1960 das Geschäft übernommen hatte, wurde der Betrieb auf acht Vollzeitbeschäftigte und 4 Lehrlinge ausgebaut.
Heute beschäftigt Markus Baumann 6 Plattenleger-Lehrlinge EFZ, 3 Hilfsarbeiter, 14 Plattenleger, 1 Hafner-Plattenleger, 1 Hochbauzeichnerin in Teilzeit sowie 1 Büroangestellte in Teilzeit.
1960 – 1985
Emil Baumann-Truniger
In der dritten Generation absolvierte auch Emil Baumann junior die Hafnerlehre im elterlichen Betrieb. Schon damals in Kombination mit dem Beruf des Plattenlegers, wie sie heute noch oft anzutreffen ist. Nachdem er 1951 die Meisterprüfung absolviert hatte, führten Vater und Sohn das Geschäft gemeinsam, bis es 1960 schliesslich an Emil Baumann-Truniger überging.
Vom Ofenbau zum Plattenleger
Erste grosse Veränderungen im Ofenbau traten nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein. Holz und Kohle wurden mehr und mehr vom Öl abgelöst und mit der zunehmenden Einführung der Zentralheizungen verschwand der Kachelofen zusehends. So wurde das Geschäft durch Emil Baumann senior weitgehend auf das Legen von Platten umstrukturiert. In den fünfziger Jahren wurde durchschnittlich nur noch ein Kachelofen pro Jahr gebaut, dafür wurden zusehens die Cheminées populärer. Gleichzeitig übernahmen die Baumanns – wie andere Ofenbauer – die Montage und Wartung kleiner Ölöfen, wie sie zu jener Zeit noch oft eingesetzt wurden.
Mit der ersten Erdölkrise und den daraus folgenden drastischen Preissteigerungen in den Jahren 1973/74 war der Kachelofen als Zweitheizung wieder mehr gefragt. Ebenfalls wurden viele Warmluftcheminées zu Heizzwecken in der Übergangszeit gebaut.
Mit dem Aufkommen von weiteren alternativen Heizungstechnologien nahm zwar der Stellenwert eines auf Verbrennung basierenden Heizkörpers als wichtigste Wärmequelle ab. Trotzdem verleiht eine Feuerstelle einem Wohnraum immer einen unverwechselbaren Charakter, der besonders geschätzt und darum auch noch heute gerne nachgefragt wird.
1936 – 1960
Emil Baumann-Dejung
Sein ältester Sohn aus zweiter Ehe, ebenfalls mit dem Namen Emil Baumann, erlernte auch den Hafnerberuf im elterlichen Geschäft und übernahm dieses 1936 vom erkrankten Vater, der 1937 verstarb. Hermann Baumann, der Bruder von Emil Baumann-Dejung, liess sich zum Schlosser ausbilden. Zusammen führten die Brüder an der Thurgauerstrasse zunächst das Ofenbaugeschäft und eine Schlosserei, bis Hermann Baumann letztere an der Neustadtstrasse alleine weiterbetrieb.
Spiegelbild der Ofenbau-Entwicklung
Als Jakob Baumann das Geschäft 1884 gründete, waren die Hafner besonders im Ofenbau für Wohnungen und Betriebe tätig. Die Baumanns fuhren das Material mit Pferdefuhrwerken auf die Baustellen. Jakob Baumann stellte die Kacheln – für die damals verbreitetste Ofenart – zusammen mit Kollegen in Berneck noch selbst her. Auch den Lehm (als Auskleidematerial) stach er in der Region auch noch selbst. Emil Baumann senior beschaffte 1926 den ersten motorgetriebenen Lieferwagen, einen umgebauten Personenwagen.
1884 – 1915
Jakob Baumann
Jakob Baumann, geboren 1862, wuchs in Villigen im Kanton Aargau auf. Dort betrieb schon sein Vater ein Ofenbaugeschäft. Davor waren schon mehrere Generationen der Familie im Hafnerberuf tätig. Da nur einer der Söhne des Betriebsinhabers das Geschäft in Villigen übernehmen konnte, machte sich Jakob Baumann, ausgebildeter Hafner (heute Ofenbauer) auf die Walz. Diese führte in 1882 nach Rorschach, wo er im Dezember 1884 im Alter von 22 Jahren das bis heute bestehende Unternehmen gründete. Von der Neustadtstrasse wurde das Geschäft in den ersten Jahren des letzten Jahrhunderts an die Thurgauerstrasse verlegt, wo es sich auch heute noch befindet.